Nachhaltiges Bauen ist in diesen Monaten unser Thema und genau damit haben wir uns auch auf der Onlinekonferenz „Gemeinsam Zukunft Bauen“ am 10. Juni 2021 beschäftigt.
Aufgrund der aktuellen pandemischen Lage hatten wir uns für ein Online-Format entschieden. Die Online-Konferenz-Plattform veertly haben wir zum ersten Mal benutzt und sind mit der Handhabung, Betreuung und Umsetzung vor, während und nach der Veranstaltung zufrieden.
Wir haben uns sehr gefreut, Michel Weijers von C2C ExpoLab aus Venlo als Keynote-Sprecher und Valeria Madoka Naito, Architektin und Aktivistin für Strohbau für das Schlusswort gewinnen zu können. Trotz des Online-Formats, konnten Diskussionen, Themenpanels und Interaktionen stattfinden. Es gab Möglichkeiten sich mit Menschen aus der Baubranche selbst, aus der Stadtverwaltung, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft in kleineren Panels thematisch und mit Blick auf die Erfüllung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bis 2030 auszutauschen und zu vernetzen. Natürlich war mal wieder an allen Ecken und Enden die Zeit zu knapp, um wirklich tief in die Themen abzutauchen. Wir haben einen guten Eindruck bekommen, was die Kernthemen sind, wo sich Hürden verstecken und wie viele wirklich großartige Idee, Visionen und Lösungen auf uns warten, um nachhaltiges Bauen endlich flächendeckend in der Praxis umzusetzen. Was wir sammeln konnten, waren Filmideen für unsere Spots, die diesen Sommer/Herbst gedreht werden. Also bleibt gespannt. Ende des Jahres werden wir euch zu unseren Filmpremieren über Vorbilder nachhaltigen Bauens ins Kino einladen! Alle, die knackige Ideen haben, wie das Thema in einem kurzen Anti-Werbespots verpackt werden könnte, sollten noch bis Ende des Jahres beim Sukuma Award mitmachen!
Die Baubranche muss sich wandeln – dringend!
Die Bauindustrie erzeugt etwa die Hälfte der Materialabfälle in Deutschland. Laut unseren Expert*innen ist diese Baubranche dazu eine der unflexibelsten, was den nachhaltigen Wandel angeht. Oft werden nachhaltige Bauprojekte mit extremen finanziellen Herausforderungen verbunden und mittlerweile veraltete Normen und Bauregeln stehen vielversprechenden Experimenten und Reallaboren oftmals im Weg. Die Baubranche muss sich aber dringend ändern.
Das Ziel unsere Veranstaltung war unter anderem auch, bewusst zu machen, dass das Thema „Bauen und Wohnen“ uns alle betrifft, wir verbringen einfach unglaublich viel Zeit in Gebäuden. Schlafen, lernen, arbeiten und leben in ihnen. Es muss uns klar werden, dass nicht-nachhaltige Gebäude nicht nur einen negativen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und viele Ressourcen verbrauchen, die danach nie wieder verwendet werden können, die Art wie wir bauen, hat auch enormen Einfluss auf unser aller Gesundheit und Wohlbefinden.
Fragen, die uns bewegen….
Welche Entscheidungen müssen wir treffen, um einen gesunden und nachhaltigen Wohnort zu erschaffen? Welche Möglichkeiten, aber auch Hindernisse gibt es? Was ist der Baustoff der Zukunft? Was können wir noch ändern? Haben die 17. Nachhaltigkeitsziele der UN Einfluss auf die Baubranche in Sachsen? Wie können sich Luftkreisläufe, Wasserkreisläufe und Grün in der Stadt positiv auf eine resiliente Stadtentwicklung auswirken? Um diese und andere Fragen zu beantworten, hatten wir das Glück, spannende Expert*innen für folgende Themenpanels gewinnen zu können: Baustoffe der Zukunft; Cradle to Cradle und Zirkuläres Bauen; Wie und Wo baut Dresden?; Green Solutions - Healthy Cities.
Aus unseren Diskussionen mit den Expert*innen aus Stadtpolitik, Forschung und Baubranche, konnten wir klar heraushören, dass die Veränderung auch bei uns selbst anfangen muss. Die Regeln und Normen im Außen, die gerade den Wandelprozess so verlangsamen, können sich nur ändern, wenn der Druck aus der Gesellschaft kommt und wenn alle mitmachen.
In der Keynote konnte uns Michel Weijers - Geschäftsführer des C2C ExpoLAB und Projektmanager bei der Stadt Venlo, die als Vorbild für Nachhaltiges Bauen und Stadtentwicklung steht - erklären, wie sehr Gebäude die Gesundheit auch im Arbeitskontext beeinflussen. Er hat gezeigt, dass mit zukunftsorientierten Ansätzen wie z.B. Cradle-to-Cradle, ein Mehrwert für Menschen und für die Umgebung geschaffen wird.
Weijers machte deutlich, dass in der langfristigen Perspektive ökologisch nachhaltig gebaute Gebäuden sogar günstiger sind, sie verbrauchen weniger Ressourcen und haben positive Auswirkungen auf die Umgebung sowohl ökologisch, ökonomisch als auch gesellschaftlich. Das Beispiel des Venloer Rathauses schreibt Zahlen, die das beweisen. Seht selbst!
Das Schlusswort schenkte uns Valérie Madoka Naito. Sie ist Architektin, Filmemacherin und Künstlerin, lange hat sie Altbauten saniert, bis sie sich wieder dem Neubau widmete. Aus der tiefen Überzeugung, dass die überwiegende Art wie wir Bauen massive ökologische Problem für mehrere Generationen zur Folge haben wird, hat sie sich einer besonders ökologischen Bauweise verschrieben – das Bauen mit Strohballen. Naito machte im Schlusswort deutlich, dass Nachhaltiges Bauen in einen noch viel größeren Komplex eingebettet ist und viele Faktoren in die Betrachtung einbezogen werden müssen. Man ist aber nicht allein und ein Austausch mit anderen ist bei dem Wandel unbedingt notwendig. Sie verwies auf Quellen und Veröffentlichungen, die sie dabei unterstützt und bewegt haben, sich komplett auf Strohballen zu berufen und ihr lokales Handeln jetzt umzustellen. Hier könnt ihr ihren Beitrag nachschauen.
Weitere Expert*innen auf den Panels waren….
Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach (TU Dresden, Carbonbeton)
Moritz Birke (Lehmbau Birke; Lehmbaustammtisch)
Cornelius Zunk (C2C Dresden)
Gerd Priebe (Architekt; Kutscherhaus Dresden)
Magdalena Werner (Abfall- und Kreislaufwirtschaft TU Dresden)
Sarah Mück (Team Zirkuläres Bauen)
Steffen Jäckel (Geschäftsführer WID - Wohnen in Dresden)
Thomas Henkel (hpm Henkel Projektmanagement GmbH und The-C2 GmbH)
Nilsson Samuelsson (Stadtplanungsamt Dresden)
Suili Xiao (Instiut für ökologische Raumentwicklung)
Lucas Klinkenbusch (TU Dresden - Architektur)
Dr. Arch. Alejandro de Castro Mazarro (Instiut für ökologische Raumentwicklung, Architects for Future)
Weiterführende Links und Präsentationen der Expert*innen:
von Steffen Jäckel (Wohnen in Dresden – kommunale Wohnungsbaugesellschaft): https://www.wid-dresden.de/oeko-logisch.html
„Wenn in Deutschland, im Freistaat Sachsen oder gar gleichzeitig auch auf kommunaler Ebene nun endlich umweltbewusstes Bauen als der gesetzliche Standard eingeführt würde, käme man als Bauherr und Veranwortlicher für die Kostensituation eines Bauvorhabens nicht mehr in die Argumentationsnot, ständig mit Mehrkosten hierfür konfrontiert zu werden.“
Präsentation "Sind Sozialer Wohnungsbau und ökologisches Bauen vereinbar?" hier als PDF.
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von Nilsson Samuelsson (Stadtplaner, Landeshauptstadt Dresden) empfiehlt die „Neue Leipzig Charta 2020 – Die transformative Kraft der Städte“ als Leitdokument für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung in Europa.
„Wer sich für soziale Gerechtigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie nachhaltige Wirtschaft engagiert, kann sich auf viele Aussagen in dem Leitdokument aus dem Europäischen Ministerkonferenz von November 2020 stützen - und Ziele umsetzen.“
https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/DE/Initiative/Leipzig-Charta/Neue-Leipzig-Charta-2020/neue-leipzig-charta-2020_node.html
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von Michel Weijers (Geschäftsführer des C2C ExpoLAB) Keynote hier als PDF.
www.healthybuildingnetwork.com
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von Thomas Henkel (hpm Henkel Projektmanagement GmbH und Geschäftsführer The-C2 GmbH): Rückblick auf die Onlinekonferenz und viele spannende Links.
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von Cornelius Zunk (Cradle to Cradle Dresden) kam der Hinweis zur 7. Internationalen Cradle to Cradle Congress 2021.
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von Dr. Suili Xiao (Leibnitz Institut für ökologische Raumentwicklung)
Präsentation "Green Cities" hier als PDF.
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von Valérie Madoka Naito (Strohballensiedlung.de)
https://bau-mit-stroh.de/publikationen/
https://www.dibt.de/de/service/zulassungsdownload/detail/eta-170247
https://www.querbeet-lueneburg.com/
https://weiterdenken.de/de/2019/07/22/michael-braungart-das-problem-sind-die-hersteller
https://zukunftsstadt.freiburg.de/freiburg/de/mapconsultation/47788/single/proposal/52